Betrieb von Nitratfiltern

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Hinweise zum Betrieb von Denitrifikationsfiltern

Nitrat: je weniger je besser?

Nach einigen Monaten Betrieb des Denitrifikationsfilters betrug der Nitratgehalt nur noch weniger als 10 mg/L, teilweise nur noch 5 mg/L. Angesichts derart niedriger Werte könnte man nun frohlocken und glauben, Pflanzen und Fischen optimales Wasser zu bieten.

Bei kritischer Betrachtung des Aquariums konnte dieser Eindruck allerdings nicht ganz bestätigt werden:
Hatten die Diskusfische in den ersten Monaten nach Inbetriebnahme des Filters noch durch gesteigerten Appetit, erhöhte Farbenpracht und einen Wachstumsschub geglänzt, standen sie nun etwas dunkler und lustloser im Becken. Nicht so, dass man sich ernsthafte Sorgen machen müsste, aber eben nicht so gut wie vorher.

Mit der Inbetriebnahme des Filters verschwanden auch die wenigen vorhandenen Algen. Nach einigen Monaten bildeten sich dann aber zunehmend dunkelgraue, dicke Algenfäden an den Blättern vornehmlich in der Nähe der Wasseroberfläche.

Zuerst will man sich einen Zusammenhang mit dem Denitrifikationsfilter nicht eingestehen, denn ein derart niedriger Nitratgehalt muss doch optimal sein. Oder etwa doch nicht? Irgendwann hängte ich die Redoxelektrode dann interessehalber ein paar Tage in das Beckenwasser und konnte dort Redoxspannungen von nur noch 150 - 200 mV feststellen. Eine auf diese Art durchgeführte Dauermessung kann zwar nicht genau sein, u.a. weil die Elektrode von Mikroorganismen besiedelt wird, die die Messung verfälschen. Trotzdem erschien mir dieser Wert sehr niedrig, obwohl mir aus der Fachliteratur keine untere Toleranzgrenze für die Redoxspannung bekannt ist. Ich zog die Konsequenzen und stellte die Dosierung der Essigsäure ab, ließ den Filter jedoch weiter mitlaufen.

Im folgenden stiegen Nitratgehalt und Redoxspannung, allerdings wesentlich langsamer, als ich es erwartet hätte. Dabei verbesserten sich die Verhältnisse hinsichtlich der Fische und Algen wieder. Es dauerte wiederum Monate, bis der Nitratgehalt 40 mg/l erreichte. Ab diesem Zeitpunkt dosierte ich wieder Essigsäure, nach wenigen Tagen arbeitete der Denitrifikationsfilter normal. Fiel der Nitratgehalt auf etwa 15 mg/l, wurde die Essigsäuredosierung wieder abgeschaltet. Mit dieser Betriebsweise habe ich gute Erfahrungen gemacht. Ich weiß nicht genau woran es liegt, aber zu intensive Denitrifikation scheint weder den Fischen noch dem Pflanzen-/Algengleichgewicht zu bekommen.

 

Essigsäuredosierung notwendig?

Später dann, als ich die Verfütterung von Rinderherz einstellte, brauchte ich die Essigsäuredosierung überhaupt nicht mehr in Betrieb zu nehmen. So fahre ich den Filter jetzt schon lange ohne Essigsäure und habe einen Nitratgehalt im Aquarium von ca. 15 mg/l. Dabei ist mit den handelsüblichen Reagenzien im Einlauf und im Auslauf des Filters kein nennenswerter Unterschied im Nitratgehalt festzustellen. Allerdings messe ich im Filterauslauf Redoxspannungen um 0 mV bis +40 mV und manchmal sogar -250 mV! Deshalb, und wegen des niedrigen Nitratgehaltes im Aquarium bin ich mir sicher, dass der Filter Nitrat abbaut. Die üblichen Nitrattests scheinen unter diesen Bedingungen keine genauen Messwerte zu liefern.

Die Abbauleistung des Filters ist so natürlich erheblich geringer. Wer ein echtes Nitratproblem hat, wird mindestens zeitweise Essigsäure dosieren müssen.

 

Einfluss des pH-Wertes

Probleme mit Denitrifikationsfiltern kann es bei niedrigen pH-Werten geben. Die Filterbakterien arbeiten am fleißigsten im neutralen pH-Bereich (um pH 7). Unterhalb etwa pH 6 kommt die Tätigkeit der nitratatmenden Bakterien zum Erliegen. So niedrige pH-Werte sind aber auch im Diskusaquarium weder erforderlich noch empfehlenswert (außer vielleicht zur Zucht). Denn auch die aeroben Abbauvorgänge im Filter (Nitrifikation) verlaufen unter diesen Bedingungen träger, so dass in der Regel die Wasserqualität unter niedrigen pH-Werten leidet. Ein Aquarium ist eben nicht der Amazonas. Das Kopieren einzelner, natürlicher Wasserparameter, wie z.B. pH-Wert, macht wenig Sinn, wenn gleichzeitig die Wasserbelastung um den Faktor 100 höher als in der Natur liegt.

 

Zucht

Zur Aufbereitung des Zuchtwassers sollte ein Denitrifikationsfilter wegen der Erhöhung der Keimzahl nach Möglichkeit nicht eingesetzt werden. Das ist aber auch in der Regel nicht erforderlich, denn bei der in den meisten Fällen notwendigen Entsalzung des Ausgangswassers wird automatisch auch Nitrat entfernt und eine großzügige Fütterung verbietet sich im Zuchtwasser sowieso. Wer dennoch einen Denitrifikationsfilter zur Zucht verwenden will, sollte Laichverpilzung und die Entwicklung der Larven kritisch beobachten und bei Misserfolgen die richtigen Schlüsse ziehen.

 

Wasserwechsel

Bleibt noch darauf hinzuweisen, dass ein Nitratfilter nicht den Wasserwechsel ersetzt! Jeder Halter von Diskusfischen weiß, wie positiv die Tiere auf Wasserwechsel reagieren. Daran ändert auch ein Denitrifikationsfilter nichts. Das Trinkwasser ist oft besser als sein Ruf. Probleme bei der Haltung von Diskusfischen werden nur zu gerne auf das Trinkwasser geschoben, denn bei sich selbst sucht man den Fehler natürlich zuletzt.

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